Ein 8-jähriger Junge kam tränenüberströmt in den Thronsaal gerannt, gefolgt von einigen Wachen die schon fast verzweifelt hinter ihm herliefen um den Jüngling einzufangen.
„Mein Fürst. Wir… Er ließ sich nicht aufhalten.“ Brachte eine der Wachen keuchend hervor.
Er nickte langsam und verließ seinen Platz um sich zu dem Jungen herunter zu begeben.
„Was ist mein Kind?“ Fragte er ruhig – dem Kind die Tränen aus dem Gesicht wischend.
„Das Haus! Der Schuppen! Alles… es… es brennt!“ Brachte der Junge schluchzend hervor und sofort sprang der Fürst auf und befahl einem Boten die Pferde satteln zu lassen.
An den jungen gewandt sprach er: „Du gehst mit meiner Frau, sie wird dich zu einem Gemach geleiten.“
Als der Junge erwachte saß Fürst Raziel schon neben ihm. Es war einige Zeit still in dem Raum, keiner der beiden wollte anfangen zu erzählen bis…
Raziel erhob die Stimme und formte den Satz, der ihm wohl bisher die größte Überwindung kostete:
„Es tut mir Leid – Kind.“ Wieder erfüllte Stille den Raum. Der kleine Junge musste erst begreifen, was geschehen war. Er hatte seine Eltern verloren, sein Heim und seine Brüder in nur einer einzigen Nacht. Langsam begann er den Kopf zu schütteln:
„Nein! Nein!“ Dann lief er hinaus auf den Flur und diesen hinunter bis zu der Tür, welche auf einen Gang zum Empfangssaal führte. Nach einigen verzweifelten Versuchen die schwere Eisentür aufzustemmen ließ sich der Junge schluchzend nieder.
Raziel hingegen stand schwermütig von dem Stuhl auf, und ging ihm langsam nach.
Vor dem Jungen angekommen kniete er sich nieder und sprach:
„Du wirst hier bleiben – Kind. Doch… sag mir deinen Namen.“
So zogen die Jahre in’s Land und Alaris wurde größer, spielte mit den älteren Söhnen des Fürsten und wurde unterrichtet und erwies sich als intelligenter Junge und fähiger Schwertkämpfer. Fürst Raziel ließ ihn mit der Erreichung seines 14. Lebensjahres auf seine Zukunft als Feudalherr vorbereiten.
Die Entdeckung Siebenwinds musste gerade 3 Jahre her gewesen sein, als Alaris zum Feudalherr eines ansehnlichen Landstrichs des Fürstentums geworden war.
Nur wenige Monate trennten die Inanspruchnahme seines Amtes von der Vision Bellums des Fürsten…
Der Hof war gerade vor ein paar Tagen errichtet als ein Bote Raziels anreiste:
„Der Fürst lässt ausrichten das sich seine Getreuen wappnen sollen um gegen die Ketzer dieses Landes zu ziehen.“
Alaris als Feudalherr war selbstverständlich gezwungen seinem Fürsten diesen Dienst zu erweisen, so waffnete er sich und zog zum Hof, wo er schon erwartet wurde.
„Alaris, mein Junge. In der gestrigen Nacht erschien mir Bellum selbst und trug mir auf, mein Land von den Ketzern zu säubern…“
Am nächsten Tage nach Alaris Ankunft am Hof zog das Gefolge ins Land um es von den gotteslästerlichen Ketzern und Häretikern zu säubern.
Die Nacht war kühl. Alaris ging –wie jede Nacht- noch einmal durch die Reihen der Zelte um über die Geschehnisse des Tages zu sinnieren. Ein Schleier der Stille lag zwischen den Zelten, nur ab und an war ein Husten oder Niesen zu vernehmen. Doch plötzlich vernahm er das Getrappel von Pferdehufen weit in der Ferne, doch sich schnell nähernd. Nur kurze Zeit verging bis der Bote das Lager erreichte. Alaris eilte so schnell er konnte zu ihm und schaute ihn fragend an.
„Zum Fürsten… ich… ich muss Fürst Raziel sprechen.“
Alaris nickte und führte den Boten im Eilschritt zum Zelt des Fürsten und nickte den Wachen zu.
Alsgleich verschwand eine der beiden Wachen in dem Zelt um nur wenige Augenblicke später in mit Raziel wieder hinauszukommen.
„Mein Fürst…“ Der Bote verneigte sich wie es der Anstand gebot. „Eure Gemahlin…“
Er hielt kurz inne – wahrscheinlich um die passendsten Worte zu finden.
„Was ist mit ihr? Sprecht Bote!“ Die Ruhe, welche Raziel normalerweise ausstrahlte schien wie weggeblasen. Der Bote holte tief Luft, stellte sich aufrecht hin und fuhr fort:
„Eure Gemahlin ist tot, grausam ermordet… ebenso… eure drei Söhne mein Fürst.“
Diese Nacht sollte der Anfang einer Veränderung sein, nicht nur eine Veränderung Raziels… nein, selbst seiner Gefolgschaft. Alaris und andere getreue Männer des Fürsten Gefolgschaft flehten die Viere an, dieses Geschehe rückgängig zu machen. Doch mit jedem Gebet verlor Alaris mehr und mehr Hoffnung in die Götter. Erst nahmen sie ihm seine eigene Familie und nun die, welche ihn aufnahm. Alaris Herz füllte sich mehr und mehr mit Hass auf die Vier. Warum sollte er erbarmen, wenn es selbst die Götter nicht taten? Warum sollte er nicht auch nehmen, wie es die Götter taten?
In diesen Tagen fand Alaris zu Angamon – dem Ausgestoßenen. Er würde ihm die Kraft verleihen sich bei den Vieren zu Rächen. Er, als verbannter Sohn fühlte das gleiche Rachegefühl wie Alaris jetzt.
Sieben weitere Jahre zogen in das Land und viele der Gefolgsleute Raziels hatten sich seit der Veränderung abgewandt – viele, aber nicht Alaris. Er war weiterhin ein getreuer Diener des Fürsten.
Doch im siebten Jahre zog das Gerücht in’s Land das König Hilgorad die Insel Siebenwind besiedeln lassen wollte. So geschah es, das Alaris und einige weitere Ergebene, vom Fürsten den Auftrag erhielten nach Siebenwind zu reisen um genaueres über die Insel zu erfahren und Gläubige zu finden und wenige Tage später befanden sich die Auserwählten auf einem Boot Richtung Siebenwind…